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Moschee in Berlin

© imago/JOKER

Haltung zu Israel: Die Imame in Deutschland werden erneut zum Streitfall

Die Religionsbehörde in Ankara unterstützt den Aufruf zum bewaffneten Kampf gegen Israel. Ihr unterstehen die entsandten Geistlichen – und Ditib in Deutschland. Nun schaltet sich das Bundesinnenministerium ein.

Stephan-Andreas Casdorff
Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

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Wer staatliche Unterstützung will, muss sich klar gegen Islamismus und Antisemitismus stellen – das ist doch mal ein guter Grundsatz. Er wird gerade vom Bundesinnenministerium auf den Moscheeverband Ditib angewandt. Vielleicht gibt es aber noch einen anderen Weg als die Konfrontation.

Ditib ist das Kürzel für „Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e. V.“, die größte sunnitisch-islamische Organisation in Deutschland. Zu ihren Zielen zählt die religiöse Unterweisung hier lebender türkischer Muslime. Der Dachverband vereint bundesweit 896 Ortsgemeinden.

Die laufende Auseinandersetzung geht zurück auf die Konferenz von 150 islamischen Geistlichen Ende August in Istanbul. Mit dabei: der Chef der türkischen Religionsbehörde Diyanet. Ihr untersteht auch Ditib. Der Präsident der Diyanet wirft Israel in Gaza „vollständigen Völkermord“ vor. Verabschiedet wurde eine Resolution, die den bewaffneten Kampf gegen Israel unterstützt und zu einem „weltweiten Dschihad“ ruft.

Ziel ist es, den Einfluss aus Ankara zu begrenzen.

Stephan-Andreas Casdorff

Das Bundesinnenministerium ist alarmiert. Es stellt die Förderung der Ausbildung von Imamen in Deutschland infrage. Rund 465.000 Euro sollen dafür dieses Jahr ausgegeben werden. Ziel ist es, den Einfluss aus Ankara zu begrenzen: Die Imame, die von Diyanet geschickt werden, kehren nach vier Jahren in die Türkei zurück; sie haben dort ihren Lebensmittelpunkt. Die hier ausgebildeten Imame sollen dagegen auf Dauer in den Ditib-Gemeinden bleiben, ohne dienstrechtliche Verbindung zu türkischen Regierungsstellen.

Das Innenministerium fördert die Initiative mit 465.000 Euro. Das geht zurück auf eine Vereinbarung noch von Innenministerin Nancy Faeser 2023 mit Diyanet und Ditib. Sie sollte die Integration stärken. Nun, unter Nachfolger Alexander Dobrindt, soll die Kooperation nur weiterlaufen, wenn Ditib sich glaubwürdig zu Demokratie, Völkerverständigung und Israels Existenzrecht bekennt.

Das zu verlangen, ist allemal richtig. Deshalb ist ja auch der Plan, dass immer weniger Imame aus der Türkei entsandt werden. Dem aber würde die Streichung der Gelder zuwiderlaufen und eher das Gegenteil provozieren: Verhärtung. Die kann keiner wollen.

Deshalb könnte es umgekehrt geschickter sein: die Summe sogar zu erhöhen – als Lockmittel, sich immer weiter von Diyanet zu lösen. Dafür müssen mehr, nicht weniger oder gar keine türkischen Studenten in Deutschland ausgebildet werden.

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